2. Das Didaktische Modell für inklusives Lehren und Lernen (DiMiLL)

Ein Modell für inklusives Unterrichten

Im folgenden Text wird vertieft, was Sie im Film zum DiMiLL gesehen haben und gibt darüber hinaus Literaturhinweise. Dabei sind bestimmte Begriffe zum Weiterlesen verlinkt und führen Sie zum Glossar, das online zur Verfügung steht (Zum Glossar). Bitte beachten Sie den Urheberschutz der folgenden Ausführungen.

Weiterführende Informationen zu den theoretischen Grundlagen des DiMiLL sowie zu dessen Einsatzmöglichkeiten finden Sie auch im Buch dazu (Frohn et al. 2019), das auch als kostenfreies E-Book erhältlich (Zum E-Book im PDF) ist.

Das Didaktische Modell für inklusives Lehren und Lernen (DiMiLL)

Das DiMiLL soll zukünftige und praktizierende Lehrer:innen für die Potenziale und Herausforderungen in der Planung, Durchführung und Reflexion von Unterricht in heterogenen Lerngruppen sensibilisieren. Dabei soll – im Sinne Wolfgang Schulz‘ (1981) und Wolfgang Klafkis (2007) – weder ein verbindliches Planungsrezept noch eine widerspruchsfreie Theorie aufgestellt werden.

Stattdessen zielt das Modell als erste inklusionsorientierte Modellierung auf eine Heuristik inklusiven Unterrichts (Zum Glossareintrag „Inklusiver (Fach-)Unterricht“) und seiner elementaren Parameter, wobei die damit einhergehende Komplexitätsreduktion ebenso zu reflektieren ist wie das grundsätzliche Instrumentalisierungspotenzial von Modellen.

Hinsichtlich des Normproblems der Didaktik identifiziert sich FDQI-HU mit Wolfgang Klafkis „demokratische[r], am Selbstbestimmungs- und Solidaritätsprinzip orientierte[r] Bildungsauffassung“ (Klafki 2007, S. 266) sowie mit Wolfgang Schulz‘ Forderung nach „Kompetenz“, „Autonomie“ und „Solidarität“ (Schulz 1981, S. 101). Beiden Ansätzen wohnen explizit diskriminierungsvermeidende Strategien inne – so  z. B. zielt Klafkis Definition von „Allgemeinbildung“ auf eine „Bildung für alle“ (Klafki 2007, S. 21; vgl. auch Kullmann et al. 2014; Wocken 2016), während Schulz „Differenzierung und Individualisierung“ (Schulz 1981, S. 118) im Sinne eines breiten Inklusionsverständnisses fordert (Zum Glossareintrag „Inklusion).

Quelle: Frohn, J. (2017). Das Didaktische Modell für inklusives Lehren und Lernen. In J. Frohn (Hrsg.), FDQI-HU-Glossar. Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin. http://www.hu-berlin.de/fdqi/glossar.

Im deutschsprachigen Diskurs um schulische Inklusion ist inzwischen die Unterscheidung zwischen einem engen und einem weiten Inklusionsverständnis verbreitet (z. B. Löser und Werning 2015), die unterschiedliche Implikationen für die Umsetzung mit sich bringt. Das enge Inklusionsverständnis konzentriert sich auf Fragestellungen, die mit dem gemeinsamen Unterricht von Schüler:innen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf einhergehen. Nach der weiten Interpretation des Inklusionsbegriffs werden dagegen noch weitere Heterogenitätsdimensionen (z. B. Geschlecht, kognitives Leistungsvermögen oder sozio-kultureller Hintergrund) bei der Reformierung von gesellschaftlich relevanten Systemen und Institutionen berücksichtigt.

Hier sehen Sie noch einmal das komplette Modell. In den folgenden Kapiteln wird das Modell schrittweise entwickelt.

Der Titel des Schaubilds lautet „Das didaktische Modell für inklusives Lehren und Lernen“. Am oberen Rand des quadratischen Schaubilds steht "Ethische Grundlagen inklusiven Lehrens und Lernens". Am unteren Rand steht "Selbst- und Weltverhältnis schulbezogen Handelnder". Weiter innen stehen in den vier Ecken die Prozessmerkmale "Partizipation", "Kooperation", "Kommunikation" und "Reflexion". In der Mitte des Schaubilds sind drei Ringe zu sehen, auf ihnen steht von außen nach innen "Gesamtgesellschaftliche Bedingungen", "Fachdidaktische Bedingungen", "Schulorganisatorische Bedingungen". Im inneren Ring steht in der Mitte "Individuelle Kompetenzentwicklung". Darum herum mit wechselseitigen Pfeilen die Strukturelemente "Themen und Inhalte", "Ausgangslage", "Methoden und Medien" und "Erfolgskontrolle".