Text: Medien.Gestaltung

6.11 Kombinierte Gestaltung: Interaktive Elemente

Zu Beginn der Einheit klang bereits an, dass eine Kombination verschiedener Modalitäten nicht auf visuelle und auditive Informationen beschränkt sein muss. Einen sehr großen Anteil bilden bei digitalen Medien eben diejenigen, die zur visuellen und/oder auditiven Informationsvermittlung ein interaktives oder mehrere interaktive Elemente mitbringen. Beziehen wir Interaktivität auf die Sinne, spricht dies am ehesten den haptischen Sinneskanal an. Haptisch bedeutet laut Duden »mithilfe des Tastsinns [erfolgend]«, also etwas anfassen (Dudenredaktion o. J.). In vielen Fällen ist das Einzige, was man bei digitalen Medien anfasst, die Maus, die Tastatur oder der Touchscreen. Dennoch: Teilweise ermöglichen diese Hilfsmittel den Rezipierenden, interaktiv mit dem Medium umzugehen. Gerade mit der Entwicklung von Multi-Touch-Screens entsteht eine Bedienmethode, die direktere, schnellere und effizientere Interaktionen ermöglicht. Interaktiv bedeutet, dass eine wechselseitige Einflussnahme stattfindet. Interaktive Kommunikation ist durch den gegenseitigen Einfluss zweier Gesprächspartner*innen geprägt. So wird bspw. jemand wütend und laut, wenn er*sie beleidigt wird. Im Digitalen bedeutet Interaktion, dass eine Eingabe des*r Nutzer*innen möglich ist, sodass er*sie das digitale Medium beeinflusst. Dies kann z.B. ein Geräusch sein, das ertönt, wenn man einen Button klickt. Dennoch sei an dieser Stelle gesagt, dass die Interaktion mit einem Medium keine ausschließlich haptische Erfahrung ist. Sie erfolgt in einigen Fällen lediglich über die Steuerung mit unseren Händen. Die Steuerung kann aber ebenso durch Sprachbefehle oder sogar Augenbewegungen gelingen.

Stop and Think

Welche Interaktionen, die in den diversen digitalen Medien zur Verfügung stehen, nutzen Sie wöchentlich oder sogar täglich?

Hervorgerufen werden Interaktionen mit dem Medium durch eine der folgenden Situationen:

  • Nutzer*innen geben dem System Anweisungen.
  • Das System beginnt einen Dialog mit der*m Nutzenden.
  • Nutzer*innen manipulieren virtuelle Objekte im Medium.
  • Nutzer*innen erkunden eine virtuelle Umgebung im Medium.

Die Möglichkeiten, mit Medien zu interagieren, sind zahlreich. Im Folgenden ist in einer tabellarischen Übersicht aufgeführt, welche Interaktionen möglich sind und welche Voraussetzung das Medium dafür mitbringen muss. Diese Darstellung ist nur beispielhaft und nicht als abschließend zu verstehen.

Tab. 6.2: Tabelle zu möglichen Interaktionen und dafür benötigten technischen Voraussetzungen.

Mögliche Interaktion

Benötigte Voraussetzung

  • Steuerung (Öffnen und Schließen von z.B. Fenstern);
  • Auswahl von Antworten/Elementen (z.B. bei einem interaktiven Video oder auf einer Webseite);
  • Zuordnung verschiedener Elemente zueinander per Drag and Drop;
  • Zoom: vergrößern/verkleinern;
  • Erteilung von Befehlen (z.B. Aktionen in Spielen durchführen)

Cursor (Mauszeiger), der durch eine physische Maus, (Multi-)Touchscreen oder (Bildschirm-)Tastatur gesteuert wird

  • Nachrichten an andere schreiben;
  • Notizen/Texte schreiben;
  • Antworten verfassen

Texteingaben durch (Bildschirm-)Tastatur

Spracheingabe/Sprachausgabe zur Kommunikation mit anderen oder Steuerung des Mediums

Endgerät mit Mikrofon und Audioausgabe

  • Videochat zur Kommunikation;
  • Scan von QR-Codes;
  • Scan der Umgebung für Augmented Reality (siehe Einheit Medien.Daten)

Endgerät mit Kamera

  • Virtuellen Avatar steuern;
  • Sich in virtuellen oder augmented Umgebungen bewegen

Endgerät zur Darstellung der virtuellen Umgebung (z.B. VR-Brille) und/oder Sensoren zur Nachverfolgung von Bewegungen

Quelle: Eigene Darstellung

Indem Produzierende die Möglichkeit der Interaktion im Medium einbauen, erreichen sie in vielen Fällen eine Verbesserung des Produkts. Verbesserung kann sich dabei zum einen auf die Usability, also die Gebrauchstauglichkeit des Mediums beziehen. Dann ist das Medium effizienter, umfangreicher und zufriedenstellender für die Zielgruppe nutzbar. Zum anderen kann Verbesserung auf eine effektivere User Experience abzielen. Mit User Experience ist das Benutzungserlebnis, also z.B. subjektive Wahrnehmung, Emotionen und Reaktionen vor, während und nach der Nutzung gemeint.

Möchte man bei der Gestaltung des eigenen Mediums interaktive Elemente einsetzen, sollte man diese Aspekte ebenfalls beachten: Usability zeichnet sich u.a. durch Kontrollierbarkeit aus. Dementsprechend sollten Elemente eingebaut werden, die z.B. den eigenständigen Start eines Dialogs oder die Steuerung von Richtung oder Geschwindigkeit des Dialogs ermöglichen. Durch Aspekte wie klare Sprache oder stringentes Layout kann Einfachheit in der Nutzung des Mediums erreicht werden. So ist es möglich, die Nutzer*innen von einer Anwendung zu überzeugen. Eine positive User Experience zeichnet sich u.a. durch die Erfüllung bestimmter Erwartungen oder auch durch überraschende Wendungen aus. Diese sind häufig von individuellen Präferenzen abhängig, ermöglichen aber auch auf emotionaler Ebene die Nutzer*innen zu überzeugen.

Stop and Think

Denken Sie an Ihre eigene, tägliche Mediennutzung. Welche Elemente sind für Sie persönlich wichtig, um eine Anwendung mit Freude zu nutzen? Welche grafische Gestaltung wirkt abschreckend auf Sie?

Insbesondere die User Experience wird durch den Einsatz und die Gestaltung von Interaktionen beeinflusst. Bei der Gestaltung derselben richtet sich das Design grundsätzlich nach ähnlichen Leitlinien wie bei grafischen Elementen (siehe Abschnitt Visuelle Gestaltung), die bereits oben thematisiert wurden. Man muss sich der Zielsetzung der Interaktion bewusst sein und auf klare Strukturen bei der optischen Gestaltung achten. Man bedenke zudem, dass gewisse Interaktionen neben den oben genannten technischen Voraussetzungen ebenso persönliche Voraussetzungen seitens der Nutzer*innen erfordern. So sollten bspw. Informationen in Videos nicht allein über die Audiospur bereitgestellt werden. Von Untertiteln profitieren neben Hörbeeinträchtigten auch diejenigen, die gerade unterwegs sind und keine Kopfhörer dabeihaben. Bei interaktiven Aufgaben, die per Drag and Drop (Ziehen und Ablegen) gelöst werden sollen, profitieren insbesondere diejenigen von einer Alternative, deren Hände oder Finger derzeit nicht voll funktionsfähig sind. Durch das langwierige Scrollen auf einer Webseite oder das ziellose »Durchklicken« durch ein Menü können Nutzer*innen abgeschreckt werden. Um allen Personen eine angenehme Nutzung des Mediums zu ermöglichen, sollten daher benötigte Anforderungen im Blick bleiben. Weitere Informationen zur sogenannten ›Digitalen Barrierefreiheit‹ gibt es in der Einheit Medien.Didaktik oder z.B. bei Jacobi (2020).

In Abhängigkeit vom gewählten Medium kann es passieren, dass Laien schnell an die Grenzen des Designs stoßen. Die digitale Welt bietet zwar weitgreifende Möglichkeiten zur Gestaltung und Veränderung von Medien, doch die Wege dieser Gestaltung und Veränderung sind ebenso vielfältig wie komplex. In einigen Fällen sind daher grundlegende IT-Kenntnisse hilfreich. Um dennoch auch Laien und Anfänger*innen eine Gelegenheit zur Gestaltung von Bildern, Videos, Websites oder interaktiven Aufgaben zu bieten, gibt es bereits zahlreiche Software zu Ihrer Unterstützung. Nachfolgend ist eine kleine Auswahl solcher Software, die derzeit (Frühjahr 2024) aktuell ist, zu finden. Da sich der Markt jedoch ständig weiterentwickelt, ist eine eigenständige Suche nach weiteren Alternativen notwendig.

Tab. 6.3: Darstellung ausgewählter Software zur Erstellung verschiedener Medien.

Medium

Software

Bilderstellung und  -bearbeitung

Adobe Illustrator, Affinity, Inkscape, GIMP

Videobearbeitung

VSDC Free Video Editor, Movavi

Audioerstellung und  -bearbeitung

Audacity, Soundtrap, LMMS

Website-Gestaltung

Wordpress, Webflow, Jimdo, Wix

Digitale Lernplattformen

Moodle, Ilias

Interaktive Aufgaben

LearningApps, H5P

Quizze, digitale Schnitzeljagd, Kartenabfrage etc.

Actionbound, Kahoot, frag.jetzt, Oncoo, Padlet/Taskcards, …

3D-Druckmodelle

Tinkercard

Quelle: Eigene Darstellung

Literatur- und Web-Tipp

Die Auswahl der Software sollte nach verschiedenen Kriterien im Hinblick auf Barrierefreiheit erfolgen. Beispiele finden Sie in der Checkliste von digi-klusion: https://www.digi-klusion.de/checkliste-inklusion/

Take Home Messages
  • Interaktion als Merkmal digitaler Medien kann durch verschiedene Auslöser (z.B. Cursorbewegung, Texteingabe) hervorgerufen werden.
  • Durch eine gelungene Gestaltung von Interaktion im Medium können die Usability und User Experience verbessert werden. Grundlage dafür ist die Berücksichtigung technischer und persönlicher Voraussetzungen seitens der Nutzer*innen.
Aufgabe

Bearbeiten Sie die folgende Aufgabe: Webseiten bewerten