Text: Medien.Gesellschaft

2.7 Digitale Transformation in der Bildung: Die Diskussion über neue Lernziele

»Unsere Schulen müssen sie [die Kinder] auf Jobs vorbereiten, die es heute noch nicht gibt, auf Technologien, Apps und Anwendungen, die heute noch nicht erfunden worden sind, darauf, in einer Gesellschaft zu leben, deren Strukturen wir heute nicht absehen können, und darauf, mit Herausforderungen umzugehen, die heute noch nicht erkennbar sind.» (Ehlers 2020: 2)

Neben der Herausforderung der Integration digitaler Medien in Bildungsprozesse, erfordern die Digitalisierung und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen, wie sie in dieser Einheit bereits beschrieben wurden, neue Fähigkeiten. Diese werden bspw. als Future Skills beschrieben, bei denen die Digitalkompetenz einen hohen Stellenwert hat. Unter Digitalkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, »[…] digitale Medien zu nutzen, produktiv gestaltend zu entwickeln, für das eigene Leben einzusetzen und reflektorisch, kritisch und analytisch ihre Wirkungsweise in Bezug auf die Einzelne/den Einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes zu verstehen sowie die Kenntnisse über die Potenziale und Grenzen digitaler Medien und ihrer Wirkungsweisen« (Ehlers 2020: 85).

Im schulischen Kontext ist die Frage, an welcher Stelle im Lehrplan die geforderten Kompetenzen gefördert werden sollen, noch ungeklärt. So wird vielerorts ein eigenständiges Fach wie bspw. Medienbildung gefordert, wohingegen andere Positionen fordern, dass die entsprechenden Kompetenzen nicht als bloßes Add-on vermittelt werden dürften.

Zusätzlich sollten fachspezifische Kompetenzen betrachtet werden und überlegt werden, inwieweit sich diese auf Grund der digitalen Transformation verändern (vgl. Kerres 2020; Frederking/Romeike 2022). So ergeben sich bspw. durch digitale Textformen mit Hyperlinks neue Herausforderungen bezüglich des Textverständnisses oder durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Biomedizin neue ethische Fragestellungen.

Diesen Überlegungen liegt ein Bildungsverständnis zugrunde, das Bildung definiert »[…] als ein reflektiertes Verhältnis des Menschen zu den Dingen, zu den Anderen und zu sich: als ein Sich-ins-Verhältnis-Setzen zur Welt« (Kerres 2020: 19). Damit würde sich Bildung letztendlich nicht verändern, da weiterhin das Verhältnis im Fokus stünde, allerdings vor dem Hintergrund der veränderten Gesellschaft (vgl. ebd.).

Gemein ist den Überlegungen, dass zukünftige Generationen mit den neuen Herausforderungen, die durch die digitale Transformation hervorgerufen werden (bspw. Informationsflut, Vernetztheit, Ambivalenz, Unberechenbarkeit etc.) umgehen können müssen und Bildungsinstitutionen auf die Bewältigung dieser Herausforderungen vorbereiten sollten.

Kerres (2020) fordert hierfür den Fokus auf folgende Kompetenzen zu legen:

  • Wissen über Medien
  • Funktionen verstehen
  • Medien nutzen
  • Mit Informationen umgehen
  • Medien gestalten
  • Eigenes Medienverhalten reflektieren
  • Gesellschaftliche Implikationen bewerten

Die verschiedenen Kompetenzen in der digitalen Welt in einer Sprechblase dargestellt.

Abb. 2.3: Kompetenzen in der digitalen Welt.
Quelle: Kerres (2020), CC-BY-SA.