Sensibilisierung
Website: | OpenMoodle der Universität Bielefeld |
Kurs: | Digitale Barrierefreiheit an Hochschulen |
Buch: | Sensibilisierung |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Donnerstag, 21. November 2024, 13:17 |
Beschreibung
Das Ziel einer Sensibilisierung ist es, Unsicherheiten und Unklarheiten aufzudecken und Lehrenden sowie allen anderen Hochschulangehörigen die Relevanz der digitalen Barrierefreiheit zu verdeutlichen.
1. Allgemeines
Die Ergebnisse einer Befragung von Lehreden an vier deutschen Hochschulen zeigen, dass sich viele Lehrende die Relevanz von digitaler Barrierefreiheit in Frage stellen.
Ich bin unsicher, ob ich mir den Aufwand machen soll, wenn der Nutzen unklar ist.¹
Und viele [Barrieren] siehst du ja auch nicht so einfach. Da würde ich schon sagen, da sehe ich jetzt auch nicht den Anlass [etwas dagegen zu unternehmen]. Also braucht [barrierefreie Aufbereitung] überhaupt jemand, also lohnt sich der Aufwand?¹
Mehr Ergebnisse aus der Befragung können im Artikel Digitale Hochschullehre für Alle gestalten³ nachgelesen werden.
Das Ziel einer Sensibilisierung ist genau diese Unsicherheiten und Unklarheiten aufzudecken und Lehrenden sowie allen anderen Hochschulangehörigen die Relevanz des Themas zu verdeutlichen. Durch eine sinnvolle Sensibilisierung kann nicht nur die Sichtbarkeit von Studierenden mit Beeinträchtigungen gestärkt werden, sondern auch auf deren Bedarfe aufmerksam gemacht werden. Hierdurch können Möglichkeiten geschaffen werden, Lehr-, Lern- und Arbeitskulturen an der Hochschule nachhaltig zu verändern, in denen sich alle Hochschulangehörige ihrer eigenen Verantwortung im Bereich Barrierefreiheit bewusst sind.
Ja gut, es müsste letztendlich, glaube ich, noch mehr so eine [sensible] Kultur geschaffen werden, in der die Relevanz [von Barrierefreiheit] deutlich wird.¹
Um Menschen zu einem ethischen Handeln, das für sie einen Verzicht oder Mehraufwand bedeutet, zu motivieren, muss das Gemeinschaftsgefühl und eine gemeinsame Identität gestärkt werden. Sodass Hochschulmitglieder zum Beispiel stolz sind, so einer tollen Hochschule anzugehören. Hier ist vor allem auch eine Vision von einer funktionierenden Hochschulgemeinschaft, die ALLE Hochschulmitglieder einbezieht, wichtig. Die Frage: Was bringt mir Barrierefreiheit? Kann nur ausreichend beantwortet werden, wenn sich alle angesprochen fühlen und das erreicht man leichter, wenn eine Hochschule ein klares Bild von einer Hochschulgemeinschaft ausarbeitet, in dem deutlich wird, warum Inklusion zur Identität der Hochschule gehört.4
Mithilfe von bewusstseinsfördernden Maßnahmen kann so Wissen über Behinderungen entwickelt und vermittelt werden, die Hochschulangehörigen werden aufgeklärt und bekommen ein Bewusstsein für das Thema. Es geht aber auch darum, mögliche Stereotype und negative Vorstellungen abzubauen. Insbesondere dann, wenn eine Behinderung nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, ist die Sensibilisierung wichtig, um Barrieren abzubauen und ein funktionierendes Miteinander sicherzustellen. Ziele sind hier vor allem ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas zu wecken, Wissen zu vermitteln, Verständnis zu fördern, zu Perspektivwechseln anzuregen und eine gemeinsame Identität zu entwickeln.
Dabei sollte beachtet werden, alle an der Hochschule anzusprechen. Der Fokus sollte nicht nur auf Lehrende, sondern darüber hinaus auch auf Mitarbeitende in der Verwaltung, in der Technik für barrierefreie Infrastruktur oder auch in allgemeinen Beratungsangeboten liegen. Alle an der Hochschule können Kontakt mit Personen haben, die eine - sichtbare oder unsichtbare - Beeinträchtigung haben und sollten dafür sensibilisiert sein. Und auch die Sensibilisierung von Studierenden ist für ein rücksichtsvolles Miteinander wichtig.
2. Informationen bereitstellen
Eine Möglichkeit, die verschiedenen Akteur*innen an der eigenen Hochschule zu sensibilisieren, ist es, Informationsmaterialien zu den Themen Behinderung und Barrierefreiheit bereitzustellen. Solche Informationen können beispielsweise Handreichungen sein, in denen die Relevanz des Themas aufgezeigt wird und hilfreiche Empfehlungen zur Umsetzung geliefert werden. Auch Leitfäden können die Sensibilisierung unterstützen. Dabei ist zu beachten, den verschiedenen Zielgruppen auch zielgruppengerechte Informationen zur Verfügung zu stellen. So ist es beispielsweise für Lehrende wichtig, die barrierefreie Lehre aufzugreifen, während Studierende eher Informationen zur allgemeinen Etikette benötigen könnten.
Die Bereitstellung solcher Informationen kann über verschiedenste Formate und Kanäle erfolgen. Möglich sind einfache Dokumente zum Lesen, Videos zur Darstellung von Sachverhalten oder auch Kurse in einem Lernmanagementsystem wie Moodle oder Ilias.
Wichtig ist es bei diesen Informationsmaterialien, dass diese leicht zugänglich sind und von vielen Hochschulangehörigen gefunden werden. Eine regelmäßige Kommunikation und Verbreitung der Materialien sind deshalb unabdingbar. Gerade die Homepage der Hochschule bietet sich hierbei für die Bereitstellung von Informationen an und sollte deshalb sinnvoll genutzt werden. Eine übersichtliche Darstellung der zur Verfügung stehenden Informationen ist hierbei wichtig, um die Hochschulangehörigen nicht zu überfordern.
Das am meisten genutzte Medium, um Informationen rund um das Studium für Studieninteressierte und Studierende bereitzustellen und einzuholen, ist die Homepage.
Aber Sie müssen das Rad auch nicht neu erfinden. In vielen Hochschulen und Arbeitsgruppen wurden bereits Informationsmaterialien, Handreichungen und Leitlinien zum Thema Behinderung und Barrierefreiheit auch konkret im Themenfeld Hochschule entwickelt. Mit wenigen zeitlichen Ressourcen können Sie durch eine sinnvolle Verlinkung auf andere Quellen ermöglichen, dass sich Interessierte selbst informieren und einlesen können. Hier einige Beispiele für bereits vorhandene Informationsmaterialien:
- Die Aktion Mensch stellt mit Ihrer Webseite „Einführung in Barrierefreiheit“ eine Aufklärung bereit, was Barrierefreiheit ist und warum sie wichtig ist.
- Das Hochschulforum Digitalisierung bietet ebenfalls Informationen rund um Barrierefreiheit und Diversität, auch im Hinblick auf die barrierefreie Lehre, an.
- Im SHUFFLE-Projekt wurde auch ein ILIAS Lernraum entwickelt, in dem übersichtlich dargestellt wird, wie man in ILIAS barrierearme Kursmaterialien erstellen kann.
Auf YouTube gibt es verschiedene Erklär-Videos zum Thema Barrierefreiheit:
- Digitale Barrierefreiheit: Eine Einführung in digitale Barrierefreiheit von youknow.
- Barrierefreiheit im Internet: Vorstellung von Barrieren im Internet von der Stiftung Pfennigparade.
- Warum digitale Barrierefreiheit wichtig ist ...?: Eine Darstellung der Relevanz von digitaler Barrierefreiheit von blista.
Stellen Sie Informationen zum Thema Behinderung und Barrierefreiheit für alle Hochschulangehörigen zur Verfügung, die die Relevanz des Themas verdeutlichen, um die Hochschulangehörigen für das Thema zu sensibilisieren.
Bereiten Sie das Informationsmaterial zielgruppengerecht auf.
Schaffen Sie einen schnellen und leichten Zugang zu Informationsmaterialien.
Verbreiten Sie die Informationsmaterialien durch eine kontinuierliche Kommunikation dieser in der Hochschule.
Good Practice:
- Die Uni Hamburg bietet auf ihrer Webseite sehr viele Informationen zur digitalen Barrierefreiheit in Studium und Lehre an. Themen sind beispielsweise barrierefreie Prüfungen, barrierefreie Studienmaterialien oder Identifikation digitaler Barrieren.
- Die TH Köln bietet Informationen für Lehrende in Form von Leitfäden und Checklisten an, um Dokumente und Materialien barrierefrei zu gestalten.
- Die FU Berlin bietet mit der Toolbox Gender und Diversity in der Lehre übersichtlich zusammengestellt einführende Informationen und praktische Hinweise für die Hochschullehre.
- Die PH Heidelberg bietet einen Moodle-Kurs für ihre Hochschulangehörigen zum Selbststudium im Bereich Barrierefreiheit an: Barrierearmes Moodle (kein Zugang für Externe).
3. Weiterbildungen anbieten
Über das Selbststudium hinaus können Sie die Hochschulangehörigen auch über ein Weiterbildungsangebot sensibilisieren. So können Sie extra Weiterbildungen zu Themenbereichen wie Barrierefreiheit oder Studieren mit Behinderung anbieten. Im Rahmen solcher Weiterbildungen kann das Thema Behinderung und Barrierefreiheit vorgestellt und dessen Relevanz aufgezeigt werden. Zusätzlich ist es aber auch wichtig, das Thema in anderen Weiterbildungsangeboten beispielsweise im Bereich der Didaktik oder IT einzubringen, um auch hier für das Thema zu sensibilisieren.
Die Angebote zu Weiterbildungen oder Workshops sollten darüber hinaus wie die Informationsmaterialien auch für verschiedene Hochschulangehörige wie Lehrende, Studierende oder Mitarbeitende angeboten und angepasst werden, um die jeweiligen Bedarfe abzudecken. Weiterbildungs- bzw. Qualifizierungsformate zum Thema Barrierefreiheit sollten hierbei regelmäßig zur Verfügung stehen und kein einmaliges Angebot sein, um eine permanente Sensibilisierung zu ermöglichen. Weiterbildungen können zudem den Austausch zwischen den Teilnehmenden zum Thema stärken und durch nachträgliche Austauschformate auch gefestigt werden, um das Thema so auch nach einer Weiterbildung noch präsent zu halten.
Veranstalten Sie Weiterbildungen zum Thema Behinderung und Barrierefreiheit für verschiedene Hochschulangehörige (oder verweisen Sie auf extern angebotene Weiterbildungen).
Achten Sie darauf, diese Weiterbildungen regelmäßig zur Verfügung zu stellen, um ein permanentes Angebot zu ermöglichen.
Bringen Sie auch die Perspektive von Betroffenen in Weiterbildungen mit ein, beispielsweise indem Betroffene selbst die Weiterbildungen machen oder daran beteiligt werden.
Bringen Sie das Thema Barrierefreiheit auch in anderen Weiterbildungen ein, um die Teilnehmenden dieser Veranstaltungen ebenfalls zu sensibilisieren.
Good Practice:
- In dem umfangreichen Angebot des Personalentwicklungsprogramms für Forschende und Lehrende (PEP) der Universität Bielefeld sind Workshop- und Seminarangebote zu verschiedenen Teilthemen der Barrierefreiheit zu finden. Zum Beispiel: Miteinander Barrierefreiheit gestalten: Grundlagen für barrierefreie Lehr- und Arbeitsumgebungen, Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit, Barrierefreie Webseiten mit Roxen, Barrierefreie Dokumentenerstellung mit PowerPoint und Word
4. Kommunikation
Eine regelmäßige Kommunikation des Themas und damit das Präsenthalten in der gesamten Hochschule führt zu mehr Sensibilisierung der Hochschulangehörigen. Hierzu gehört neben der hochschulweiten Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit auch das Nutzen und Einbringen in Netzwerke verschiedener Akteursgruppen.
Als Thema für die Kommunikation sind verschiedenste möglich. So können Sie beispielsweise allgemeine Informationen zum Thema Barrierefreiheit verbreiten. Auch die Belange von betroffenen Studierenden können den Hochschulangehörigen interessante Einblicke bieten und dem Thema ein Gesicht geben (siehe auch Kapitel “Einblicke in das Leben von Betroffenen“). Aber auch neue Formate, eigene und externe Angebote zu Themen wie Beratungen oder Unterstützungsangebote und Erfolge im Bereich (digitaler) Barrierefreiheit können und sollten Sie regelmäßig kommunizieren.
Wichtig ist es, auch über die Erfolge [im Bereich Barrierefreiheit] zu reden. Damit zeigt man der gesamten Hochschule einen Mehrwert auf, den alle Menschen dadurch haben, dass wir da einzelne Systeme, Dateien, Formulare, oder Ähnliches barrierefrei oder barrierefreier gemacht haben.²
4.1. Hochschulweite Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Um das Thema Barrierefreiheit an der gesamten Hochschule bekannt zu machen, können Sie die internen (und auch externen) Kommunikations- und Informationskanäle nutzen. Hierdurch betreiben Sie bewusstseinsbildende und -fördernde Öffentlichkeitsarbeit und halten das Thema bei allen präsent.
Und auch grundsätzlich, so von der Grundhaltung her, dass das Thema [Barrierefreiheit] einfach präsent gemacht ist, da das ja auch eine Rolle spielt im Miteinander an der Hochschule.1
Hierfür sind beispielsweise verschiedene Informationskanäle nutzbar:
- Newsletter
- Social-Media-Kanäle
- Podcast
- Uni-Radio
- Homepage-Artikel
- Broschüren, Flyer und Aushänge
Bespielen Sie die vorhandenen Kommunikationskanäle mit Ihren Themen, um sie bei den Hochschulangehörigen präsent zu halten.
Führen Sie neue Informationskanäle ein, um dem Thema Barrierefreiheit eine geeignete Bühne zu geben, beispielsweise einen Podcast.
Seien Sie mit dem Thema Barrierefreiheit in Aushängen der Hochschule präsent.
Kommunizieren Sie das Thema möglichst regelmäßig, um es nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Involvieren Sie bei der Kommunikation des Themas auch Expert*innen in eigener Sache.
Good Practice:
- Podcast (FH Dortmund): Digitale Barrierefreiheit mit Gastredner:innen.
- Podcast Uni Bits (Uni Bremen): „Ein Nachteilsausgleich ist keine Vergünstigung“ Folge 3.2 – Mentale Gesundheit im Online-Semester.
- Campusradio Bielefeld: “Barrieren im Kopf abbauen” – Barrierefreiheit an der Uni Bielefeld.
- Meine Uni, Mein Thema: Barrierefreiheit der Uni Bielefeld auf Instagram - Post und Story.
- Instagramkanal des ZAB – ohne_barrieren (Uni Bielfeld).
- Die HS Düsseldorf pflegt ihren Instagram-Account mit regelmäßigen Posts
- Die Universität Münster gibt in Ihrem Podcast „Uni inklusiv - gemeinsam verschieden“ von Inklusionstutorinnen und -tutoren Einblicke in die Welt von Studierenden mit Beeinträchtigungen und geben Ihnen eine Bühne.
- Die Universität zu Köln teilt unter dem Titel "Den Menschen eine Stimme geben" Erfahrungsberichte von Studierenden und Mitarbeitenden.
4.2. Vernetzung
Indem Sie sich proaktiv an verschiedenen Netzwerken der Hochschule beteiligen und Ihre Themen dort präsent halten, schaffen Sie es, dass die verschiedenen Akteure an der Hochschule – seien es die Verwaltungsbereiche, Fakultäten, Lehrende oder auch Studierende – das Thema jederzeit mitdenken. So können Sie gegebenenfalls sogar Mitstreitende für Ihre Sache gewinnen. Solche Netzwerke können zum Beispiel Austauschtreffen für Lehrende zu didaktischen Themen, Verwaltungsrunden oder fakultätsübergreifende Formate sein.
Inzwischen bin ich überall [an der Universität] so viel herumgelaufen und einzelnen Abteilung so oft auf den Keks gegangen oder wir hatten so oft Berührungspunkte, dass da jetzt auch vieles [zum Thema Barrierefreiheit] von selbst mitgedacht wird.2
Bringen Sie sich und damit Ihr Thema aktiv in Netzwerken der Hochschule ein, wie beispielsweise Verwaltungsrunden oder Lehrenden-Austauschformate.
Seien Sie auf Veranstaltungen und Netzwerktreffen präsent mit Ihrem Thema.
Laden Sie Hochschul-Akteur*innen aktiv zu Austauschformaten ein.
4.3. Aktionstage/-wochen veranstalten
Über Aktionstage oder -wochen schaffen Sie eine Bühne für das Thema Barrierefreiheit und können damit alle Hochschulangehörigen (Studierende, Lehrende und Mitarbeitende) erreichen. Denn in einem solchen Format haben Sie die Möglichkeit, verschiedene (digitale) Formate zum Ausprobieren, Mitmachen und Denkanstöße geben anzubieten. Ein solcher Tag kann beispielsweise rund um den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (Tag der Inklusion) am 5. Mai oder am Global Accessibility Awareness Day am 3. Donnerstag im Mai stattfinden.
Darüber hinaus können Sie das Thema auch bei anderen bereits organisierten Aktionstagen einbringen, wie zum Beispiel einem Tag der Lehre oder Gleichstellungs-Veranstaltungen. Durch Vernetzungen muss dafür nicht unbedingt eine eigene Veranstaltung organisiert werden.
Bringen Sie das Thema Barrierefreiheit in passende Veranstaltungen und Aktionstage ein.
Veranstalten Sie eigene Aktionstage oder -wochen zum Thema Barrierefreiheit.
Achten Sie bei der Organisation von Aktionstagen auf eine barrierefreie Gestaltung.
Geben Sie den Teilnehmenden von Aktionstagen die Möglichkeit, sich selbst mit dem Thema zu beschäftigen und es so besser zu verinnerlichen.
Good Practice:
- Die TU Dresden veranstaltet jedes Jahr die Diversity Tage, an denen vielfältige Veranstaltungen wie Impulsvorträge, Workshops und Crashkurse für die gesamte Universität angeboten werden: Diversity-Tage der TU Dresden.
- An der Hochschule der Medien Stuttgart wird eine Mental Health Week mit spezifischen Angeboten für Studierende und Lehrende veranstaltet.
- Die Fernuniversität Hagen hat 2019 am Global Accessibility Awareness Day ebenfalls einen Aktionstag veranstaltet: Rückblick auf den Global Accessibility Awareness Day 2019
4.4. Onboarding für Mitarbeitende und Studierende
Eine gute Möglichkeit, viele zu erreichen, ist das Einbringen des Themas in das Onboarding von Mitarbeitenden. So können Sie Mitarbeitenden bereits im Onboarding-Prozess die Wichtigkeit des Themas klarmachen und sie beispielsweise durch Informationsmaterial oder eine verpflichtende Einführungsschulung direkt sensibilisieren. Das gilt sowohl für Verwaltungsmitarbeitende, als auch für Mitarbeitende in der Forschung und im Berufungsverfahren bzw. einem Neuberufenenprogramm für Professor*innen.
Wenn entsprechende Angebote, Materialien, Workshops etc. [zum Thema Barrierefreiheit] existieren, wäre eine Information für neue Mitarbeiter*innen prima, z.B. in Form einer Mail, die auch über die Nutzung der Bibliothek, Postwege, Dienstausweise usw. informiert.1
Bringen Sie das Thema (digitale) Barrierefreiheit in den Prozess des Onboardings und das Berufungsverfahren bzw. Neuberufenenprogramm mit ein, um neue Hochschulangehörige direkt zu sensibilisieren.
Machen Sie auf Schulungsangebote zum Thema (digitale) Barrierefreiheit im Onboarding-Prozess aufmerksam oder schaffen Sie sogar verpflichtende Schulungen für neue Mitarbeitende.
Auch Studierende können direkt im ersten Semester mit dem Thema konfrontiert und sensibilisiert werden. Sie können sich dafür beispielsweise bei Erst-Semester-Begrüßungen einbringen und auf Schulungsangebote oder Beratungen aufmerksam machen. Auch Flyer, die Studierende im Umgang mit Studierenden mit Beeinträchtigung sensibilisieren, können Sie an neue Studierende ausgeben.
Nutzen Sie die Erst-Semester-Veranstaltungen, z.B. Begrüßungen, um Barrierefreiheit zu thematisieren und Angebote vorzustellen.
Halten Sie das Thema und ihr Angebot darüber hinaus auch durch Flyer, Plakate und Schulungsangebote langfristig präsent.
5. Multiplikatoren finden und stärken
Auch wenn Sie selbst nur begrenzte Kapazitäten haben, kann es sehr nützlich sein, Multiplikatoren an der Hochschule zu finden, damit die Sensibilisierung an der gesamten Hochschule vorangebracht werden kann. Solche Multiplikatoren sind Personen, die das Thema Barrierefreiheit ebenfalls wichtig finden und beispielsweise mit ihren Kolleg*innen darüber sprechen oder sogar selbst Projekte und Ideen miteinbringen und so das Thema vorantreiben.
Mir ist schon damit geholfen, wenn wir Leute [mit dem Thema Barrierefreiheit] erreichen, die sagen „Finde ich spannend“ oder „Ich möchte gerne mehr in dem Bereich wissen“, weil die streuen das [an der Universität], die unterhalten sich vielleicht mal mit ihren Kollegen und Kolleginnen.2
Wichtige Multiplikatoren können Sie zum Beispiel in den folgenden Personenkreisen finden:
- Beauftragte, z.B. für Gleichstellung, Antidiskriminierung oder Inklusion
- Beratende an zentralen Stellen sowohl für Studierende als auch für Lehrende (z. B. zentrale Studienberatung, Zentren für Hochschuldidaktik, Beratende für Lehrende oder Mitarbeitende, IT-Support)
- Weiterbildungszentren für Lehrende und Mitarbeitende
- Third Spaces wie die Bibliothek
- Lehrende
An der Universität ist es so, dass wir es geschafft haben, Multiplikatoren überall aufzubauen, was das Thema [Barrierefreiheit] angeht. In Entwicklungsbereichen, der Bibliothek etc.2
Sprechen Sie viel und mit allen über das Thema Barrierefreiheit.
Finden Sie Multiplikatoren an Ihrer Hochschule, die das Thema Barrierefreiheit verbreiten.
Regen Sie Weiterbildungen im Bereich der Barrierefreiheit an – insbesondere bei Beratenden in der Hochschule, die das Thema anschließend ebenfalls weitertragen können.
6. Partizipation von Studierenden mit Beeinträchtigungen
Getreu dem Grundsatz der UN-BRK „Nichts über uns ohne uns“ ist es wichtig, betroffene Studierende selbst einzubinden. Ein partizipativer Ansatz, sei es bei strategischen Entscheidungen in Gremien, oder auch bei Veranstaltungen wie den Aktionstagen, ist dafür entscheidend. Binden Sie Studierende mit Beeinträchtigungen in Gremien mit Stimmrecht ein, lassen Sie die Studierenden für sich selbst sprechen und ihre eigenen Bedarfe vertreten und geben Sie ihnen eine Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu bekommen.
Für viele Hochschulangehörige ist es einfacher, die Relevanz und Bedeutung des Themas zu verstehen, wenn Sie mit konkreten Beispielen und persönlichen Beschreibungen konfrontiert werden. Darüber hinaus stärkt die gemeinsame Arbeit an einem Gegenstand auch das gegenseitige Verständnis.
Ermöglichen Sie weitreichende Partizipation von Studierenden mit Beeinträchtigung in den verschiedenen Ebenen der Hochschule.
Geben Sie Studierenden mit Beeinträchtigung die Möglichkeit, ihre eigenen Anliegen in Gremien der Hochschule zu vertreten.
7. Sensibilisierungs-Inhalte
Inhaltlich kann die Sensibilisierung viele verschiedene Wege einschlagen. Es kann darauf hingewiesen werden, welche gesetzlichen Grundlagen dahinter stecken oder die Aufmerksamkeit auf das alltägliche Leben von Menschen mit Behinderung gelenkt werden. Wichtig ist es, vor allem wenn es um das Hervorheben der gesetzlichen Grundlagen geht, den Menschen nicht nur extrinsische Gründe mitzugeben, sondern sie in Überlegungen und Erarbeitungen einzubeziehen und ihnen Raum für Austausch zu bieten.
Ich versuche mehr, im Bereich des Austausches oder auch der Sensibilisierung Lösungen [für Barrieren] zu finden, weil ich glaube, jedes Mal mit der Beanstandungskeule zu schwingen, damit erreicht man auch nicht mehr Verständnis. 2
Im Folgenden sind einige Beispiele, durch welche Inhalte zur Sensibilisierung beigetragen werden kann. Dies ist allerdings keine vollständige Liste und beschreibt nur einige Beispiele der vielfältigen Möglichkeiten.
7.1. Vorbilder und Best Practices
Also [um Barrieren abzubauen], da braucht man ja auch immer wieder Vorbilder.1
Ein wichtiger Punkt, der auch für Lehrende und ihre Lehre von großer Bedeutung sein kann, sind gute Beispiele, wie man Anforderungen umsetzen kann. Hier gilt es, Vorbilder aufzuzeigen (gerne auch in den eignen Reihen) und vorzustellen, was diese zu Vorbildern macht. Auch Beschreibungen, wie sie dort hingekommen sind und dadurch Handlungsempfehlungen aufzuzeigen, hilft den Leuten, sich selbst damit zu beschäftigen und die ersten Schritte zu gehen.
Best-Practice-Beispiele, Erfahrungsberichte, neueste Technologien und Erkenntnisse können dazu beitragen, das Thema präsent zu halten und die Menschen zu motivieren, ihren Teil dazu beizutragen.
Zeigen Sie Vorbilder und Best-Practice-Beispiele auf, wie eine gelungene Umsetzung möglich sein kann.
7.2. Barrierefreiheit als Gewinn
Und ich glaube, da wird es auch schon helfen, einfach zu zeigen, was wären denn vielleicht auch Big Wins [im Bereich Barrierefreiheit].1
Barrierefreiheit ist ein Gewinn für alle. Es ist wichtig, das auch allen bewusst zu machen. Das ist zum einen möglich, indem deutlich wird, wer wie von Maßnahmen profitiert. Und dass diese eben nicht „nur“ für Menschen mit Beeinträchtigungen gewinnbringend sind. Zum anderen ist es aber auch wichtig, Meilensteine und erreichte Ziele an alle zu kommunizieren, um Erfolge gemeinsam zu feiern und Fortschritte aufzuzeigen. Damit die Hochschulangehörigen nicht das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten.
Stellen Sie dar, wie Barrierefreiheit allen helfen kann.
Zeigen Sie auch bereits erreichte Ziele und Erfolge auf.
7.3. Einblicke in das Leben von Betroffenen
Durch Erfahrungsberichte oder auch sogenannte Simulationen können Hochschulangehörige ebenfalls für die Situation von Studierenden mit Beeinträchtigungen sensibilisiert werden. Hierdurch kann auch die Sichtbarkeit von Studierenden mit Beeinträchtigungen erhöht werden. Alltägliche Situationen der Studierenden können so in einer gewissen Weise erlebbar gemacht werden.
Vielleicht [sollte man] auch an Beispielen nochmal deutlich machen, wo für bestimmte Personengruppen Hürden und Barrieren bestehen, die man vielleicht auch gar nicht [selber] sieht. Also, dass man da ein bisschen das Verständnis [für Barrierefreiheit] fördert.1
In SHUFFLE haben wir auch eine Plattform entwickelt, auf der verschiedene Beeinträchtigungen in Form von Personas und deren Alltag beschrieben werden. Die Informationen sind spezifisch für den Hochschulkontext entwickelt und basieren auf einer weiten Recherche und vielen Feedbackschleifen mit beeinträchtigten Studierenden. Sie sollen vor allem auch Lehrenden Hinweise geben, wie sie ihre Lehre barrierearmer gestalten können: Blinddate.
Neben Simulationen und Berichten, die selten die Gesamtheit der Erlebnisse und Erfahrungen darstellen können, sind vor allem auch Begegnungsmöglichkeiten eine wichtige Art, Menschen zu sensibilisieren. Mit gemeinsamen Aktionen oder regelmäßigen Treffen (z.B. auch Sport und Kultur) kann ein selbstständiger Austausch gefördert und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden.
Geben Sie Einblicke in das Leben von Betroffenen zum Beispiel durch Erfahrungsberichte.
Ermöglichen Sie Austauschformate und Begegnungen mit Betroffenen für selbstständigen Erfahrungsaustausch.
Good Practice:
- Die Universität Bielefeld bietet auf der Seite der ZAB als hilfreiche Links auch einen Bereich „Warum barrierefrei?“ an, in dem auch Simulationen von Beeinträchtigungen verlinkt sind.
- Unter "Barrierefrei Studieren Köln" werden verschiedene Erfahrungsberichte von Studierenden an der Universität und den Hochschulen der Stadt Köln zur Verfügung gestellt.
- Die TH Köln bietet ebenfalls Erfahrungsberichte von Studierenden mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen an.