Transformationen der dramatischen Form 1800-1900
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„Psychopathia sexualis“Lesen Sie den Kindler-Artikel zur „Psychopathia sexualis“ (1886) und informieren Sie sich auch über den Autor Richard von Krafft-Ebing.
Lesen Sie jetzt einen Auszug aus „Psychopathia sexualis“. Bewerten Sie Krafft-Ebings Aussagen vor dem Hintergrund der von Ihnen zuvor ausgewählten und detailliert betrachteten Figur.
Folgende Erschließungsfragen können Ihnen dabei helfen: Äußert sich Ihre Figur im Sinne der „Psychopathia sexualis“? Und: Verhält sie sich auch so?„Ohne Zweifel hat der Mann ein lebhafteres geschlechtliches Bedürfnis als das Weib. Folge leistend einem mächtigen Naturtrieb, begehrt er von einem gewissen Alter an ein Weib. Er liebt sinnlich, wird in seiner Wahl bestimmt durch körperliche Vorzüge. Dem mächtigen Drange der Natur folgend, ist er aggressiv und stürmisch in seiner Liebeswerbung. Gleichwohl füllt das Gebot der Natur nicht sein ganzes psychisches Dasein aus. Ist sein Verlangen erfüllt, so tritt seine Liebe temporär hinter anderen vitalen und sozialen Interessen zurück.
Anders das Weib. Ist es geistig normal entwickelt und wohlerzogen, so ist sein sinnliches Verlangen ein geringes. Wäre dem nicht so, so müsste die ganze Welt ein Bordell und Ehe und Familie undenkbar sein. Jedenfalls sind der Mann, welcher das Weib flieht, und das Weib, welches dem Geschlechtsgenuss nachgeht, abnorme Erscheinungen. Das Weib wird um seine Gunst umworben. Es verhält sich passiv. Es liegt dies in seiner sexuellen Organisation und nicht bloss in den auf dieser fussenden Geboten der guten Sitte begründet. Gleichwohl macht sich in dem Bewusstsein des Weibes das sexuelle Gebiet mehr geltend, als in dem des Mannes. Das Bedürfnis nach Liebe ist grösser als bei diesem, kontinuierlich, nicht episodisch, aber diese Liebe ist eine mehr geistige, als sinnliche. Während der Mann zunächst das Weib und in zweiter Linie die Mutter seiner Kinder liebt, findet sich im Bewusstsein der Frau im Vordergrund der Vater ihres Kindes und dann erst der Mann als Gatte. Das Weib wird in der Wahl ihres Lebensgefährten viel mehr durch geistige als durch körperliche Vorzüge bestimmt. Nachdem es Mutter geworden ist, teilt es seine Liebe zwischen Kind und Gatten. Vor der Mutterliebe schwindet die Sinnlichkeit. In dem ferneren ehelichen Umgang findet die Frau weniger eine sinnliche Befriedigung, als einen Beweis der Liebe und Zuneigung des Gatten. Das Weib liebt mit ganzer Seele. Liebe ist ihm Leben, dem Manne Genuss des Lebens. Unglückliche Liebe schlägt diesem eine Wunde. Dem Weibe kostet sie das Leben oder wenigstens das Lebensglück. Es wäre eine des Nachdenkens werte psychologische Streitfrage, ob ein Weib zweimal in seinem Leben wahrhaft lieben kann. Jedenfalls ist die seelische Richtung des Weibes eine monogame, während der Mann zur Polygamie hinneigt.“ (Krafft-Ebing 1912 , S. 12f.)
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Sexualmoral im „Reigen“
Würden Sie sagen, dass auf Textebene zeitgenössische Vorstellungen von Sexualmoral wie die eines Krafft-Ebing eher bestätigt oder kritisiert werden?
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