Liebe, Höfische Kultur und Herrschaft 1100-1600
Konu özeti
- 3.1. Einstieg
- 3.2. Vor der Lektüre
- 3.3. Chronotopoi des Textes
- 3.4. ‚Höfische Liebe – Begehren – Affektsprache‘
- 3.5. ‚Feudaladelige Herrschaft und Geschlechterordnungen‘
- 3.6. Vertiefung: Feudalgesellschaft und Herrschaft
- 3.7. ‚Höfische Kultur, Kunst und Ästhetik‘
- 3.8. Übersicht Abgaben
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Der Erzählstoff um die Liebe zwischen einem sarazenischen Königssohn und einer christlichen Grafentochter war im Mittelalter in vielen europäischen Literaturen verbreitet und hatte seinen Ursprung in der altfranzösischen Literatur. Der mittelhochdeutsche höfische Roman „Flore und Blanscheflur“ wurde von Konrad Fleck vor 1230/1235 (eine genauere Datierung ist nicht möglich) nach einer altfranzösischen Vorlage verfasst, kann also noch zur hochmittelalterlichen Literatur gerechnet werden. Er ist in zwei frühen Fragmenten des 13. bzw. frühen 14. Jahrhunderts und in zwei vollständigen Handschriften des 15. Jahrhunderts überliefert.
Die Vorlage ist nicht bekannt, stand aber dem altfranzösischen „Conte de Floire et Blancheflor“ nah (um 1160). Wie immer bei Übertragungen aus dem Altfranzösischen handelt es sich auch hier nicht um eine wörtliche Übersetzung, sondern um eine freie und selbstständige Anverwandlung und Anpassung an den neuen kulturellen Kontext (‚Adaptation courtoise‘), die den Umfang von ca. 3000 auf über 8000 Verse erweitert.
Über den Autor ist wenig bekannt; seinen Namen kennen wir nur aus dem „Willehalm von Orlens“ von Rudolf von Ems (der ebenfalls in diesem Kurs behandelt wird und 1230/1235 entstanden sein könnte): Konrad Fleck wird hier in einem aufzählenden Kreis bereits verstorbener, vorbildhafter Autoren erwähnt: „[…] Here Flec der guote Cuonrat, / Do er Floren getat / Und Blancheflurs berihte" (v. 2221-2223; „[…] der gute Herr Konrad Fleck, als er von Flores und Blanscheflurs Taten erzählte“).
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Der Roman erzählt die Geschichte von Flore und Blanscheflur, deren in frühester Kindheit beginnende Liebe zahlreiche Hindernisse überwinden muss, bevor sie nach langer Trennung und der Überwindung von Gefahren zuletzt wieder zusammenkommen und heiraten; ihre zunächst illegitime Liebe, die aber zugleich als vorbildlich höfische Liebe einen gesellschaftlichen Wert darstellt, wird damit zuletzt in eine Herrscherehe überführt. Darüber hinaus zeigt der Text ein großes Interesse an der Thematisierung von höfischer Kultur, Kunst und Literatur.
Von einigen Forscher:innen wird „Flore und Blanscheflur“ als frühester Repräsentant der Gattung der Minne- und Aventiureromane bezeichnet, andere ordnen den „Willehalm von Orlens“ als ersten Vertreter dieser Gattung ein.
Textgrundlage ist die frei verfügbare Ausgabe von Emil Sommer von 1846.
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Kolmerschlag, Eliane: Interpretation und Übersetzung des ‚Conte de Floire et Blancheflor‘. Poetische Herrschaftslegitimation im höfischen Roman, Frankfurt a.M. u.a.: Lang 1995. (Enthält eine zweisprachige Ausgabe eines der Vorlage nahestehenden altfranzösischen Romans.)
Putzo, Christine: Konrad Fleck: „Flore und Blanscheflur“. Texte und Untersuchungen, Berlin/München/Boston: De Gruyter 2015.
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