• Abbildung: Johann Christoph Gottsched

      Leonhard Schorer: Gemälde von Johann Christoph Gottsched,
      Öl auf Kupfer, 1744
      (Public Domain)


       

       

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      Der einflussreiche Leipziger Professor, Reformator des deutschen Theaters und Aufklärer Johann Christoph Gottsched (1700-1766) stellte sich mit seinen theoretischen Überlegungen wiederholt explizit in die Nachfolge von Opitz. Indem er seine Bemühungen um eine literarische Theorie mit derjenigen seines Vorgängers verband, versuchte er nicht zuletzt ein geschichtliches Kontinuum herzustellen, das seine reformerischen Arbeiten bekräftigte. Seine eigene Regelpoetik legte Gottsched mit seinem an rationalistischen Prinzipien ausgerichteten „Versuch einer Critischen Dichtkunst“ 1730 vor. Sowohl bei Opitzens „Poeterey“ als auch bei Gottscheds „Dichtkunst“ handelt es sich um sog. Anweisungspoetiken.

      Gottsched unterscheidet sich von Opitz hinsichtlich der ästhetischen Behandlung der Vorbilder. Beide Regelpoetiker greifen zwar auf die gleichen antiken Wurzeln zurück, u.a. auf stoizistische Theorien. Gottsched jedoch bezieht sich von hier aus stärker auf die französische Tradition, was er mit der größeren sprachlichen Reinheit der Franzosen und ihrer stärkeren Orientierung an den Gesetzen der Dichtung der klassischen Antike begründet.

      Vielfach wurde Gottsched einer kritiklosen Verteidigung der Franzosen, einer Französisierung der deutschen Literatur und einer Verachtung der Engländer bezichtigt. Ein solch pauschales Urteil wird jedoch bereits widerlegt, wenn man einen Blick in diejenigen Stücke wirft, die Eingang in seine Sammlung „Die deutsche Schaubühne“ (1741-45) fanden. In diese sechsbändige Dramentextsammlung nahm Gottsched seiner Ansicht nach mustergültige Beispiele auf, zu denen er auch Stücke der Engländer Joseph Addison und Richard Steele zählte. Er beauftragte seine Frau, Luise Adelgunde Victorie Gottsched, mit der Übersetzung der Dramen der Engländer. Allerdings favorisierte Gottsched insgesamt eindeutig die Franzosen und schätzte auch die Bedeutung Shakespeares gering – anders als später Gotthold Ephraim Lessing in seinen ebenfalls regelpoetisch begründeten Versuchen zu einer normativen Poetik mit gleichfalls klar wirkungsästhetischen Absichten.

      Lesen Sie nun das zehnte Kapitel aus Gottscheds „Versuch einer Critischen Dichtkunst“. Gottsched hebt darin die französischen Tragödien (hier vor allem von Pierre Corneille) als beispielgebend hervor und grenzt sie u.a. von Lohensteins Tragödien ab.

       

      Textgrundlage:

      Johann Christoph Gottsched: Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen, Leipzig: Breitkopf 1730, URL: https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/gottsched_versuch_1730?p=7.



      Erschließungsfragen
      Das zehnte Kapitel

      Lesen Sie nun das zehnte Kapitel aus Gottscheds „Versuch einer Critischen Dichtkunst“. Gottsched hebt darin die französischen Tragödien (hier vor allem von Pierre Corneille) als beispielgebend hervor und grenzt sie u.a. von Lohensteins Tragödien ab.