7.6 Universal Design und Universal Design for Learning

Ein Konzept, das weiter reicht als das der technischen Barrierefreiheit, ist das des Universal Designs. Zu den sieben Prinzipien dieses ursprünglich aus der Architektur stammenden Prinzips gehören:

  1. breite Nutzbarkeit,
  2. Flexibilität in der Benutzung,
  3. einfache und intuitive Benutzung,
  4. sensorisch wahrnehmbare Informationen,
  5. Fehlertoleranz,
  6. niedriger körperlicher Aufwand sowie
  7. Größe und Platz für Zugang und Benutzung (in Anlehnung an: Institut für Universal Design).

Das Universal Design verfolgt damit einen Ansatz, der von Anfang an die Zugänglichkeit für alle Nutzer*innen auf verschiedenen Ebenen herstellt. Eine Weiterentwicklung dieser Prinzipien für den Kontext der Bildung (Universal Design for Learning, im Folgenden auch UDL genannt) versucht, die Vielfalt beim Lernen im Hinblick auf a) Lernengagement, b) Informationsrepräsentation und c) Informationsverarbeitung Rechnung zu tragen (CAST 2024). Konkret bedeutet die Berücksichtigung des UDLs: Es sollen möglichst viele verschiedene Lernwege und Kanäle bereitgestellt werden, um den Lerngegenstand auf vielfältige Weise zugänglich zu machen:

  • Es soll Lernengagement gefördert werden, indem Lerninteresse geweckt wird, Anstrengung und Ausdauer aufrechterhalten werden und selbstreguliertes Lernen unterstützt wird (Schulz/Böttinger 2021).
  • Es soll eine multiple Repräsentation von Informationen angeboten werden. Dies bedeutet u.a. die Wahlmöglichkeit der Wahrnehmungskanäle (z.B. visuell, auditiv, haptisch) sowie Wahlmöglichkeiten für Sprache und Symbole etc. (ebd.).
  • Es soll eine multiple Verarbeitung von Informationen und Darstellung von Ergebnissen geben. Dies bedeutet u.a., dass auch motorische Handlungen ermöglicht werden sollen und verschiedene Optionen für Ausdruck und Kommunikation angeboten werden (ebd.). Hier steht insbesondere die eigene Darstellung von Ergebnissen und die Erstellung eigener Produkte im Fokus.

Hier finden Sie eine Einführung in das UDL der ZAB als Video:


Zur Verdeutlichung hier ein paar Beispiele, die das UDL im Ansatz berücksichtigen:

Beispiele

Situation A »Verhalten im Brandschutzfall«: Die Darbietung des Verhaltens im Brandfall könnte einerseits über eine PowerPoint-Präsentation gezeigt werden. Andererseits können als alternative Darbietungsformen auch Erklärvideos zur Verfügung gestellt werden, sodass die Lernenden selbst wählen können, ob sie über den Kanal des Hörens lernen möchten oder über den Kanal des Sehens.

Situation B »Werbekampagne«: Für ein Unternehmen soll eine Werbekampagne entwickelt werden. Die Lernenden können selbst entscheiden, welchen Kanal der Außenwirkung sie fokussieren wollen. Dementsprechend wäre die Produktion von Printmedien, Social Media, Podcasts, Videoclips usw. möglich.

Situation C »Erstellung eines Desserts«: Es sollen Abläufe zur Erstellung eines Desserts in einer Großküche erlernt bzw. wiederholt und gefestigt werden. Wenn die Lernenden hier selbst entscheiden können, um welches Dessert es sich bei dieser Aufgabe handeln soll, steigert dies vermutlich das Lerninteresse und die Motivation.

Stop and Think

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Take Home Messages
  • Mediale Lehr-Lern-Arrangements sollten von Beginn an die Verschiedenheit der Lernenden mitdenken.
  • Mediale Lehr-Lern-Arrangements sollten so gestaltet sein, dass sie über multiple Repräsentationen zugänglich und nutzbar für ALLE sind. Dies kann über die Prinzipien des UDLs erreicht werden.
  • Mediale Lehr-Lern-Arrangements sollten technisch barrierefrei sein, sodass sie zugänglich und nutzbar für ALLE sind.