7.10 Teilnehmer*innen als Produzent*innen

Den bisherigen Ausführungen lag die Annahme zugrunde, dass die Teilnehmer*innen die Nutzer*innen bereits bestehender medialer Angebote sind. Die Besonderheit der Kultur der Digitalität liegt jedoch darin, dass jede*r selbst Produzierende*r werden kann: Digitale Medien bieten großes Potenzial für Selbstausdruck und Selbstartikulation (vgl. Einheit Medien.Gesellschaft). Insbesondere in der Jugendarbeit stellt »aktive Medienarbeit« eine bedeutsame Facette handlungsorientierter Pädagogik dar:

»Aktive Medienarbeit ist ein wichtiges Teilgebiet der handlungsorientierten Medienpädagogik.Die aktive Gestaltung mit Medien bietet insbesondere Kindern und Jugendlichen Chancen, um eigene Bedürfnisse und Interessen mittels Druck- und Tonmedien, Foto, Video/Film und digitalen Medien in verschiedenen Öffentlichkeiten zu artikulieren..« (Niesyto 2009: 855)

Sollen die Teilnehmer*innen selbst aktiv werden, sind jedoch ganz andere – eher medienpraktisch orientierte Fragen – vor dem Start zu beantworten. Es geht bspw. um eine Vorbereitung der Medienproduzierenden im Hinblick darauf, welche Programme zur Verfügung stehen, bzw. es geht um eine Einführung in die Funktionalitäten derselben.

Tipps

Für die eigene Erstellung von Videos könnten bspw. Camtasia (https://www.techsmith.de/camtasia.html ) oder Panopto (https://www.panopto.com/de/ ) genutzt werden.

Für die Erstellung eigener Quizzes würden sich bspw. H5P (https://h5p.org/ ) oder Learning Apps (https://learningapps.org/ ) eignen.

Was im Einzelfall geeignet ist, hängt von den geplanten Nutzungsszenarien ab, aber auch von ganz pragmatischen Erwägungen, wie z.B. den Lizenzen, die in der Einrichtung/im Betrieb vorhanden sind. Zudem muss einschränkend erwähnt werden, dass der Softwaremarkt sehr schnelllebig ist, sodass eine Einzelvorstellung bestimmter Softwareprogramme an dieser Stelle nicht sinnvoll erscheint. Oft gibt es auchOpen-Source-Varianten (also Software, die unter einer nicht kommerziellen Lizenz veröffentlicht wird und in der die*der Urheberrechtsinhaber*in den Nutzer*innen kostenfrei gestattet, diese zu verwenden) als günstige Alternative zu kommerziellen Angeboten, die dann manchmal jedoch wiederum nur eingeschränkte Funktionalität bieten. Zum Ausprobieren sind sie häufig ausreichend, sodass diese Option geprüft werden sollte. Wichtig ist für Sie als Lehrende, dass Sie sich Gedanken darüber machen, ob es technische Installationsvoraussetzungen gibt (z.B. Leistungsfähigkeit und Speicherkapazität der zur Verfügung stehenden Geräte), aber auch darüber, ob die Tools kollaborativ, d.h. gemeinsam nutzbar sind, ob die Ergebnisse downloadbar sind und insbesondere auch dazu, wie sicher die Programme im Hinblick auf Datenschutz gestaltet sind. Handelt es sich um außereuropäische Server oder ist die Nutzung nur bei Einwilligung zu Werbe-Cookies möglich, ist Vorsicht geboten. Bei minderjährigen Lernenden, z.B. im Kontext der außerschulischen Jugendarbeit, braucht es zudem häufig die Zustimmung der Eltern zur Nutzung der Programme. Schlussendlich sind organisatorische Fragen zu klären, die bspw. die Räumlichkeiten betreffen, in denen gearbeitet wird: Gibt es ein Medienlabor mit professioneller Ausstattung für Beleuchtung und Schallschutz bei den Aufnahmen (z.B. für die Erstellung von Legetrick- oder Stop-Motion-Filmen), oder müssten die Teilnehmer*innen mit eigenen Handys und improvisierten Hintergründen arbeiten? Im letztgenannten Fall sind Abstriche im Hinblick auf die Qualität der Ergebnisse zu erwarten.

Stop and Think

Falls nicht bereits geschehen: Führen Sie eine »IST-Analyse« der medialen Ausstattung in Ihrem Betrieb/Ihrer Institution durch. Erstellen Sie anschließend eine Checkliste, welche die für Sie relevanten organisatorischen Fragestellungen dieses Abschnitts zusammenfasst.

Besonders wichtig ist, Lernende zu einer sorgfältigen Ausarbeitung ihres Drehbuchs vor der Medienproduktion anzuregen. So müssen Requisiten, Beleuchtung, Kameraperspektiven und Schnitte genau geplant werden. Hier spielen auch ästhetische Planungsaspekte eine Rolle. Gehen die Medienproduzierenden über diese Planungsphase schnell und oberflächlich hinweg, besteht die Gefahr, dass die Arbeit in eine falsche Richtung läuft und später größere Überarbeitungen erforderlich werden.

Weitere Fragen der didaktischen Planung sind nicht medienspezifisch, sondern wären auch ohne ein mediendidaktisches Setting relevant, nämlich z.B. zuvorderst die Frage nach dem Ziel (in diesem Fall dem Ziel der Medienproduktion bzw. des Films) und die Frage nach der fiktiven Zielgruppe (in diesem Falle die Zielgruppe, für die der Film, Podcast etc. gedreht bzw. aufgenommen werden soll). Außerdem ist die Frage zu klären, wie die Gruppenkonstellation von Personen aussehen kann, die gemeinsam an einem Thema arbeiten, welche zeitlichen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung stehen usw.

Take Home Messages
  • Prüfen Sie, welche Voraussetzungen in Ihrem Betrieb/Ihrer Einrichtung vorliegen.
  • Erstellen Sie einen Projektplan (siehe Einheit Medien.Gestaltung): Planen Sie genügend Zeit für die Planung medialer Projekte (Drehbuch & Co.) ein.
Stop and Think

Erstellen Sie ein Erklärvideo, in dem Sie das Medienkonzept für Ihre Einrichtung, für Ihren Betrieb, uaw. darstellen. Investieren Sie ausreichend Zeit in die Erstellung des Drehbuchs (siehe Einheit Medien.Gestaltung). Können Sie sich vorstellen, Ihr Video als OER zur Weiterbearbeitung/-nutzung für Dritte freizugeben? Warum/warum nicht?