2. Sozialformen

Was ist eine Sozialform?

Sozialform bezeichnet die Konstellation der (Zusammen-) Arbeit von Lernenden. Die Form wirkt sich auf die Kommunikation, Aktivität und die Beziehungen in der Lerngruppe aus und hängt oft mit Veranstaltungsformat (z.B. Vorlesung, Seminar, Praktikum) zusammen. Man unterscheidet Einzel-, Partner*innen-, Gruppen- und Plenumsarbeit.

Wann wählt man welche Sozialform?
Die Entscheidung der Sozialformwahl hängt von Zielen und Inhalten der Veranstaltung ab und sollte auf folgenden Fragen basieren:
 
  • „Ist die Methode auf einen Inhalt und ein Ziel bezogen?

  • Trägt sie der individuellen Situation der Lernenden Rechnung?

  • Können Lehrperson und Lernende mit dieser Form umgehen?

  • Lässt sich die Sozialform pädagogisch-didaktisch legitimieren?

  • Ist die Sozialform unter den jeweiligen Gegebenheiten im physischen oder Online-Raum realisierbar?“
    (Gudjons et al. 1982, S. 20, zit. nach TU Darmstadt)

Warum einen Sozialformwechsel durchführen?

In einer Lehrveranstaltung sollte die Lehrperson in regelmäßigen Abständen die eingeforderte Sozialform wechseln, weil…

  • die Motivation von Studierenden unterschiedlich ist - Motivation kann, muss aber nicht durch einzelne Sozialformen gefördert werden.

  • dadurch Lern- und Beteiligungschancen gesteigert werden, da individuelle Bedarfe und verschiedene Lerntypen stärker Berücksichtigung finden, z.B. soziale Ängste.

  • ein Sozialformwechsel Interaktionspausen schaffen kann und damit die Konzentrationsfähigkeit, v.a. bei physischen oder psychischen Beeinträchtigungen steigert.

  • ein Sozialformwechsel häufig auch einen (digitalen) Medienwechseln impliziert, sodass Studierende andere Chancen der Teilnahme bekommen, wenn ihnen diese aufgrund einer technischen Barriere verwehrt bleibt.

Wie häufig ein Wechsel der Sozialform sinnvoll ist, hängt von der Lerngruppe, den Inhalten und der Lehrperson ab. Häufig trifft man in einer 90-minütigen Veranstaltung auf ca. 4-5 Phasen, die jeweils durch einen Wechsel der Sozialform eingeleitet werden.

Übersicht der Sozialformen

 

Ziel

Mögliche Zeitpunkte in der Veranstaltung

Vorteile

Nachteile

Besonders wichtig

Einzelarbeit

  • Selbstaneignung zentraler Inhalte.
  • Vertiefung vorhandener Themen.
  • Einstieg,
  • Erarbeitung,
  • Sicherung/ Abschluss.
  • Abstufung der Schwierigkeit möglich.
  • Individuelles Lerntempo und -intensität.
  • Stärkung der Selbsteinschätzung.
  • Motivation durch selbstständigen Prozess + ausprobieren (Verantwortlichkeit für eigenes Lernen).
  • Aktiviert als Zwischenstopp bei z.B. Vorträgen.
  • Unterschiedliche Arbeitstempi,
  • Über- oder Unterforderung,
  • Lehrperson kann einzelne Lernstände der Studis nicht unbedingt einschätzen.
  • Klare Arbeitsanweisungen,
  • Zielvorgaben,
  • Zusatzaufgabe als Reserve.

Partner*innen-arbeit

aktive Auseinander-setzung anregen.

Erarbeitung durch Anwendungs- oder Transferaufgaben.

  • Kommunikation,
  • Einüben der Fachsprache,
  • Aufdecken von Wissens-/Denkfehlern,
  • Motivation durch Zusammenarbeit,
  • Chance, wieder einzusteigen (wenn vorher Faden verloren),
  • Vom Wissen des/ der Anderen profitieren.
Kommunikation

 

  • Klare Erwartungen,
  • Zusammensetzung wirkt sich auf Prozess und Ergebnis aus.

Gruppenarbeit

  • Erarbeitung neuer Inhalte,
  • Vertiefung vorhandener Inhalte.
  • Erarbeitung,
  • Sicherung/ Abschluss.
  • Große inhaltliche Dichte, da verschiedene Themen parallel erarbeitet werden können.
  • Förderung von kooperativen und kommunikativen Fähigkeiten.
  • Fünf Merkmale kooperativen Lernens helfen Lehrenden, echte Gruppenaufgaben zu formulieren.
  • Wertschätzung durch Präsentation.
  • Gefahr von „Trittbrettfahrer*innen“,
  • Gefahr von „Komplott gegen die Aufgabe“,
  • Gruppenprozess oder Produkt steht im Fokus anstelle der Wissenskonstruktion,
  • Fehlender Erfolg führt zu Demotivation,
  • Das Gefühl schwächer/ schlechter zu sehen, führt zu Demotivation,
  • Späte Korrektur von z.B. Fehlern.
  • Klare Arbeitsaufträge,
  • Klare Deadlines,
  • Unterstützungs-möglichkeiten schaffen.

Plenumsarbeit (Vortrag mit hohem Redeanteil)

Darstellung neuer Wissensgebiete, v.a. aus Sicht der Lehrperson.

  • Einstieg,
  • Sicherung/ Abschluss.
  • Ermöglicht Orientierung für alle,
  • Ergebnissicherung für alle.
  • Passivität der Studierenden (ermüdend),
  • Vor allem sprachlich, teilweise bildlich.