Vorteile digitaler Prüfungen gegenüber Papierklausuren

Die Digitalisierung hochschulischer Prüfungsformate eröffnet neue Möglichkeiten der Gestaltung, Organisation und Durchführung von Leistungsüberprüfungen. Im Vergleich zu klassischen Papierprüfungen bieten digitale Prüfungen nicht nur eine Entlastung in administrativen und logistischen Prozessen, sondern erweitern auch das Spektrum an didaktisch-methodischen Optionen. Neben der Integration multimedialer Inhalte und anwendungsorientierter Szenarien werden Effizienz, Objektivität und Komfort gesteigert. Zugleich eröffnen digitale Systeme Chancen zur individuellen Anpassung und systematischen Analyse von Lernergebnissen. Im Folgenden werden zentrale Vorteile digitaler Prüfungen mit anschaulichen Beispielen aufgezeigt.

  • Flexibilität bei Ort und Zeit: Digitale Prüfungsformate ermöglichen eine orts- und zeitunabhängige Durchführung. So können Studierende beispielsweise auch während eines Auslandssemesters an Prüfungen teilnehmen, ohne physisch an der Heimathochschule anwesend sein zu müssen. Berufsbegleitend Studierende profitieren ebenfalls von der erhöhten Vereinbarkeit von Studium und beruflichen Verpflichtungen.

  • Einfachere Distribution: Die organisatorische Abwicklung wird durch den Wegfall aufwendiger Druck- und Verteilungsprozesse erheblich vereinfacht. Prüfungen lassen sich mit wenigen Schritten in einer digitalen Prüfungsumgebung bereitstellen. Dies ersetzt die manuelle Ausgabe und Einsammlung von Papierklausuren in großen Hörsälen und reduziert den administrativen Aufwand erheblich.

  • Vielfalt der Prüfungsformate: Digitale Systeme eröffnen eine Bandbreite an Prüfungsformen, die über klassische Multiple-Choice-Formate hinausgehen. Beispielsweise können in der Statistikprüfung reale Datensätze direkt in Softwareumgebungen wie R oder SPSS bearbeitet werden. In Sprachprüfungen oder anderen Prüfungen ist die Integration von multimedialen Inhalten wie Hörverstehensaufgaben mittels Audiodateien möglich.

  • Praxisnähe: Videos, Tonaufnahmen, hochauflösende Bilder, Animationen oder Simulationen lassen sich nicht auf Papier darstellen. Die Analyse solcher Medien kann für die Überprüfung bestimmter Lernziele tragend sein. Die Möglichkeit des multimedialen Einsatzes sorgt hiermit für mehr Praxisnähe.

  • Effizienz bei der Durchführung und Auswertung: Insbesondere bei Freitextaufgaben steigert die digitale Erfassung die Lesbarkeit und damit die Effizienz der Bewertung. Lehrende sind nicht länger mit schwer entzifferbaren Handschriften konfrontiert, sondern können Antworten schneller erfassen, kommentieren und gegebenenfalls auch digital durchsuchen.

  • Korrekturaufwand: Je mehr Studierende, umso höher werden die Korrekturaufwände bei Lehrenden. Ab einer gewissen Anzahl Lernenden, ist der Gesamtkorrekturaufwand für eine einzelne Lehrperson nicht zu schaffen. Ohne E-Prüfungen gäbe es folgende drei Alternativen diese Problematik zu beheben: Weniger Studierende, mehr Personal oder weniger Prüfungen. Der Effizienzgewinn durch E-Prüfungen kann somit also gleich drei wichtige Themenfelder entlasten.

  • Individuelle Anpassung und Analyse der Lernergebnisse: Digitale Prüfungsplattformen erlauben eine adaptive Gestaltung der Prüfung, etwa durch randomisierte Reihenfolgen oder unterschiedliche Varianten von Prüfungsfragen. Darüber hinaus können Ergebnisse direkt statistisch ausgewertet werden. Dies liefert Lehrenden wertvolle Hinweise über die Schwierigkeit einzelner Aufgaben oder die Kompetenzprofile ganzer Kohorten.

  • Erhöhte Sicherheit: Digitale Systeme bieten erweiterte Möglichkeiten der Prüfungsaufsicht und Datensicherung. Neben der Integration von Plagiatssoftware können Identitätsprüfungen über Kamera- oder Login-Verfahren erfolgen. Die automatische Zwischenspeicherung der Eingaben minimiert zudem das Risiko von Datenverlust durch technische Störungen.

  • Prüfungsobjektivität: Da handschriftliche Faktoren wie Lesbarkeit oder Schriftbild keine Rolle mehr spielen, wird die Objektivität der Bewertung gestärkt. Dies trägt zu einer höheren Vergleichbarkeit der Leistungen bei und reduziert potenzielle Verzerrungen in der Benotung.

  • Komfort: Empirische Untersuchungen zeigen, dass Studierende längere Freitextaufgaben bevorzugt elektronisch bearbeiten, da das Tippen gegenüber dem handschriftlichen Schreiben als weniger ermüdend empfunden wird. Besonders in prüfungsformen mit umfangreichen Argumentationen, etwa in den Geisteswissenschaften, wirkt sich dies positiv auf die Bearbeitungserfahrung aus.

Quellen: 

Olbrecht, D. & Lang, O. (2020): E-Prüfungen - was steckt dahinter?. Fachstelle Digitales Lehren und Lernen in der Hochschule.

Last modified: Tuesday, 23 September 2025, 10:58 AM