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      Klicken Sie hier, um sich den Einleitungstext vorlesen zu lassen.

       


       

    • Einführende Erläuterung zum Begriff der ‚compassio′:

      Compassio ist eine Frömmigkeitspraxis im Rahmen der mittelalterlichen Passionsfrömmigkeit, die ganz unterschiedliche Ausprägungen haben kann. Wörtlich übersetzt bedeutet das lateinische Wort compassio: Mit-Leiden, aber es ist sehr wichtig, zu verstehen und sich bewusst zu machen, dass compassio deutlich von ‚Mitleid′ (oder auch ‚Mitgefühl′) im heutigen alltagssprachlichen Sinne zu unterscheiden ist. ‚Mitleid′ ist eine Emotion bzw. innere Haltung, die nicht zwingend eine religiöse Bedeutung haben muss und die sich auf ein anderes Leiden bezieht; Mitleid strebt nicht danach, mit diesem anderen Leiden zu verschmelzen. Mitleid hat also eine Verweis- oder Referenzstruktur. Bei der compassio dagegen bemüht sich der Gläubige, das Leiden Christi zu seinem eigenen zu machem, das kann eine körperliche, seelische und emotionale Dimension umfassen. Compassio strebt danach, den Unterschied zwischen sich und Christi Leiden aufzuheben, d.h. mit letzterem zu verschmelzen. Es geht um unmittelbare Teilhabe, compassio hat eine Struktur der Partizipation. Es geht also keineswegs primär darum, ‚Mitleid′ mit Christus zu haben, sondern vielmehr die Passion Christi gleichsam ‚selbst zu erleiden′. Insbesondere die affektive compassio kann über die Betrachtung (contemplatio) der Passion erreicht werden. Über die compassio kann der Mensch ‚christusförmig′ werden und damit eine Angleichung an Gott erreichen (Gottverähnlichung). Das Leiden Jesu wird also gleichsam zum Mittel – zum Medium – einer solchen Annäherung an Gott. 

    • Erschließungsfrage ‚compassio‘

      Erschließen Sie sich über die Lektüre der Textauszüge von Mertens Fleury, was in der mittelalterlichen Passionsfrömmigkeit mit dem Begriff der ‚compassio‘ bezeichnet wird (Mertens Fleury: Leiden lesen, S. 13-28 und 46-47).

      Bearbeiten Sie die Texte mithilfe von Cornell Notes. Eine Vorlage finden Sie in dieser Datei.
       
      Weitere grundlegende Informationen zu Cornell Notes erhalten Sie im nachfolgenden Video:
       
        
    • Laden Sie hier Ihre Cornell Notes zum Begriff der ‚compassio‘ hoch.

    •  ‚compassio‘ in der Kreuzigungsszene

      Analysieren Sie auf der Basis der einführenden Erläuterung zum Begriff der ‚compassio‘ und des Textes von Mertens Fleury die Kreuzigungsszene (v. 3243-3577):

      Wo und mit welchen sprachlichen Mitteln – auch Mitteln sprachlicher Bildlichkeit – wird hier ‚compassio‘ zum Ausdruck gebracht?

      Schreiben Sie einen zusammenhängenden Text im Umfang von ca. 400 Wörtern. 

    • Schreiben Sie einen zusammenhängenden Text im Umfang von ca. 400 Wörtern.

    •  Gethsemane-Szene und Vesperbild

      • Schauen Sie sich die beiden Abbildungen mittelalterlicher Darstellungen von Passionsszenen an. Es handelt sich (1.) um ein Altarbild mit der Gethsemane-Szene (d.h . eine Darstellung von Christi Gebet am Ölberg in der Nacht vor der Gefangennahme) und (2.) um den Bildtypus des sog. Vesperbildes, das ist eine Skulptur, die – nach der Kreuzabnahme Christi – Maria mit dem toten Sohn auf ihrem Schoß darstellt.

       

      Meister des Friedrichs-Altars, Gebet am Ölberg, um 1440

             Vesperbild, um 1390 

       

      1. Meister des Friedrichs-Altars: Gebet am
      Ölberg (Gethsemane), Mischtechnik auf Lindenholz,
      ca. 1440 (Public Domain)

       

      2. Unbekannt: Vesperbild, um 1390

      (CC BY-SA 4.0, Lieblingshaus Skulpturensammlung, Frankfurt a. M.)

       

       

      • Diskutieren Sie in der Gruppe: Wie beziehen sich die Verse 2000 mit dem vorausgehenden kursiv gesetzten ‚rubrum′ bis 2041 auf die erste Abbildung (Gethsemane-Szene)? Welche Bezüge erkennen Sie zwischen den Versen 3658-3674 und der zweiten Abbildung (Vesperbild)? Wie setzen die Textstellen den Bildtypus jeweils sprachlich um? (Vgl. hierzu die Präsentation 3.2. „Vor der Lektüre“, Folie 16-18 und 22-25.)