Nachteilsausgleich
Der Nachteilsausgleich ist ein rechtlich fest verankertes Instrument zur Herstellung chancengerechter Studienbedingungen. Können Studierende aufgrund individueller benachteiligender Lebensumstände das Studium oder bestimmte Leistungen nicht wie vorgesehen erbringen, so können unter bestimmten Voraussetzungen Nachteilsausgleiche in Anspruch genommen werden.
5. Antragsverfahren
Für die Beantragung eines Nachteilsausgleiches sind die Studierenden selbst verantwortlich. Sie können sich aber zum Beispiel durch den/die Beauftragte für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung unterstützen lassen.
Um den Studierenden auf dem Weg zu einem Nachteilsausgleich die Hürden zu nehmen, ist es wichtig, dass alle wichtigen Informationen öffentlich bereitgestellt werden und der Antrag im besten Fall durch eine kompetente Beratung begleitet wird. Die Erfolgskriterien für die Studierenden sollten dabei transparent kommuniziert werden.
Im Prozess der Antragstellung gilt es einige Aspekte zu beachten, die in der Beratung mit den Studierenden thematisiert werden können:
Den Studierenden sollte daher grundsätzlich geraten werden, früh genug Kontakt mit dem zuständigen Prüfungsamt, bzw. der/dem Lehrenden aufzunehmen, um sicherzustellen, dass die notwendigen Schritte rechtzeitig eingeleitet werden können und eine reibungslose Umsetzung der gewährten Nachteilsausgleiche möglich ist.
Treten prüfungsrelevante Einschränkungen kurzfristig und unvorhergesehen vor einer Prüfung oder während einer Abschlussarbeit auf, können und müssen Nachteilsausgleiche – sofern organisatorisch möglich – auch kurzfristig bewilligt werden.
Nachteilsausgleiche müssen für jede Verantstaltung und Prüfung neu beantragt werden, was mit einem organisatorischen Aufwand verbunden ist. Dennoch sollte den Studierenden geraten werden, Anträge auf Nachteilsausgleich immer schriftlich zu stellen. Studierende sollten sich nicht auf mündliche Absprachen verlassen.
Der Antrag auf Nachteilsausgleich muss keine Diagnose enthalten, jedoch muss verständlich klargemacht werden, wie die individuelle Beeinträchtigung das Studium erschwert und durch welche Arten von Nachteilsausgleich Chancengleichheit hergestellt werden kann. Die Studienerschwernis sollte durch Gutachten und Atteste belegt werden.
Nachteilsausgleiche können zurückgezogen werden, wenn es eine Besserung im Gesundheitszustand gibt.
Im Prozess des Nachteilsausgleichs sollte darauf geachtet werden, dass sogenannte "Doppelrollen" vermieden werden. Die Person, die Studierende berät und informiert, sollte also nicht auch die Person sein, die am Ende den Antrag prüft und über eine Zu- oder Absage entscheidet.
Die Best3-Studie zeigt: nur rund 21% der Studierenden mit beeinträchtigungsbezogenen Schwierigkeiten haben individuelle Anpassungen oder Nachteilsausgleiche beantragt.
Stellen Sie Informationen leicht auffindbar bereit.
Kommunizieren Sie Erfolgskriterien transparent.
Beraten Sie Studierende bei der Beantragung eines Nachteilsausgleichs.
Vermeiden Sie Doppelrollen im Prozess der Nachteilsausgleiche.
Überlassen Sie die Entscheidung über die Genehmigung oder Absage eines Nachteilsausgleichs keinen Einzelpersonen.
Erstellen Sie eine Übersicht mit Möglichkeiten zum Nachteilsausgleich.
Good Practice:
- Die TH Köln hat in ihrer Handreichung für Lehrende ein übersichtliches Schaubild (S.9) zu dem gesamten Verfahren.
- Der Leitfaden für Lehrende der Jade Hochschule enthält im Anhang einen Antrag auf Nachteilsausgleich, der als Orientierung/Vorlage auch an anderen Hochschulen genutzt werden kann.
Beauftragte und Berater*innen sollten ggf. präventiv zum Widerspruchsverfahren informieren und mitteilen, ob und wie sie in diesem Fall Studierende unterstützen können oder nicht.