4. Diagnostik im inklusivem Kontext
Im Anschluss an die zweite Übung erfahren Sie hier mehr über die Intention der Übung.
Der Text in diesem Moodle-Buch stammt von Dietlind Gloystein und wurde nur im Rahmen dieses Kurses veröffentlicht.
Transfer: Übung 2
Auswertung 1
Zum Abschluss der Übung haben Sie einige Reflexionsfragen beantwortet. Es folgt nun eine exemplarische Beantwortung sowie die Einordung in den übergeordneten Diskurs zu einer an Inklusion orientierten Diagnostik.
Für die Durchführung der diagnostischen Übung wurde eine relativ bekannte und – aus dem Gedächtnis heraus – nicht gerade einfach zu zeichnende Figur gewählt.
Die Figur wurde 1941 von André Rey entwickelt. Der Rey Osterrieth Complex Figure Test (ROCF) stellt ein Testverfahren dar, das neben einer Vielzahl unterschiedlicher Fähigkeiten, wie z. B. Planen, Organisieren, Problemlösen, auch Gedächtnisfunktionen untersucht. Im Vordergrund stehen hierbei das non-verbale und das räumliche Gedächtnis.
Hierzu ein Hinweis: Die Durchführung der Übung entspricht nicht den Durchführungsvorgaben des ROCF und wird hier in diesem Zusammenhang lediglich für Übungszwecke genutzt.
Was glauben Sie, mit welchem diagnostischen Ziel wurde diese Übung durchgeführt?
Fachdidaktisch relevant für fast alle Fächer, aber besonders für Mathematik, Informatik , AWT-Berufswahlunterricht und Kunst etc., setzt diese diagnostische Überprüfungsaufgabe möglicherweise den Schwerpunkt auf die Diagnose der visuellen Fähigkeiten, z. B. der visuellen Teilleistungsfähigkeiten, wie den Basisleistungen, der Objektwahrnehmung und visuell-räumlichen Wahrnehmung.
Ein weiterer diagnostischer Anlass könnte im Konzept der sonderpädagogisch/psychologisch verordneten Leistungsdiagnostik, verbunden mit entsprechenden diagnostischen Strategien und Zielsetzungen, verankert sein.
Es gibt noch viele weitere diagnostische Begründungzusammenhänge, die an dieser Stelle aufgeführt werden könnten. Bedeutsam ist zu erwähnen, dass dabei – wenn nicht im Vorfeld abgesprochen – die Vorstellungen und Erwartungen über den Überprüfungsanlass zwischen den zu Überprüfenden und der/dem Prüfer:in variieren können. In der Konsequenz könnte es zu verzerrten Überprüfungsergebnissen kommen, was aber an keiner Stelle thematisiert wird, da kein gemeinsamer Austausch über die Situation stattfindet.
So ist es oftmals Testteilnehmenden nicht einmal bewusst, dass sie sich in einer Testsituation und unter Beobachtung befinden, was mangels fehlender Anstrengungsbereitschaft zu einem schlechteren Überprüfungsergebnis führen kann.