2. Auswertung der Einstiegsübung "Seitenwechsel"

Die Sensibilisierungsübung am Anfang unseres Sprachbildungsbausteins wurde von Tanja Tajmel (2017) entwickelt und von uns für diesen Baustein adaptiert. Ziel der Übung ist es, ein Bewusstsein für die Situation von Schüler:innen zu schaffen, „die im Unterricht in einer anderen Sprache kommunizieren müssen als in ihrer besten Sprache“ (Tajmel und Hägi-Mead 2017, S. 28). Mit der Verwendung Ihrer zweitbesten Sprache zur Lösung der Aufgabe haben wir eine Situation simuliert, „in welcher die Unterrichtssprache nicht der eigenen besten Sprache entspricht bzw. die eigene beste Sprache nicht die legitime Sprache darstellt“ (ebd.; Hervorhebung im Original). Tajmel ließ bei Durchführungen der Übung Lehrkräfte Ihre Ergebnisse vorlesen und diese reagierten darauf zum Teil mit Scham oder Angst (Tajmel und Hägi-Mead 2017, S. 31):

Bildtext: "Mir war es sehr peinlich." - "Ich konnte nicht genau das ausdrücken, was ich gesehen habe." - "Ich brauchte mehr Zeit." - "Ich habe Stress empfunden und hatte Angst, vorlesen zu müssen."

Vielleicht ging es Ihnen ähnlich wie diesen Lehrkräften, vielleicht haben Sie sich aber auch recht sicher in der Sprache gefühlt. Wichtig ist in jedem Fall, sich auch als (angehende) Fachlehrkraft zu fragen: „Wie kann die Unterrichtssituation so gestaltet werden, dass alle Lernenden sich sprachlich äußern können und wollen und somit sprachhandlungsfähig sind?“ (ebd.). Laut Tajmel geht es dabei auch um „Nicht-Diskriminierung: Unterricht soll so gestaltet sein, dass Chancengleichheit hergestellt wird“ (ebd.).

Im weiteren Verlauf dieses Sprachbildungsbausteins werden wir uns ansehen, wie sprachliches und fachliches Lernen zusammenhängen und vor welchen sprachlichen Herausforderungen die Lernenden im MINT-Unterricht stehen. Außerdem werden Sie erfahren, warum ein sprachsensibler Fachunterricht für alle Schüler:innen und nicht nur diejenigen mit Deutsch als Zweitsprache wichtig ist (z.B. Stichwort Alltagssprache – Bildungssprache).